Traumjob Flugbegleiterin? Alles zu den Bewerbungen…(Gastbeitrag von @kates.diary) Teil 1

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Hallo ihr lieben Blog-Leser meiner Schwester,


heute gibt’s einen Gasteintrag von mir, Kate, rund um die Bewerbung zur Flugbegleiterin. Ich bin Kims kleine Schwester, 20 Jahre jung und habe mich nun nach meinem Auslandsjahr in Kanada fleißig bei diversen Airlines beworben. Für alle die es interessiert, werde ich euch im Folgenden ein bisschen erzählen wie das abläuft, was für Voraussetzungen man mitbringen muss usw. Ich teile den Blogeintrag in zwei, erstmal berichte ich euch von Lufthansa und Swiss (Absagen) und dann im zweiten über SunExpress und Condor (Zusagen).


Wo fang ich an, ohje. Also wie gesagt, ich habe mich bei Lufthansa, Swiss (in Zürich), SunExpress und Condor beworben. Grundsätzlich finden alle Bewerbungsgespräche bei allen Airlines über Assessment Center statt. Das bedeutet, man hat einen kompletten Auswahltag und nicht nur ein klassisches Vorstellungsgespräch wie sonst bei vielen Berufen. Man bewirbt sich bei jedem online, man füllt also Online einen Fragenbogen aus, lädt ein Bewerbungsfoto hoch, sowie ein Anschreiben/Motivationsschreiben und den Lebenslauf. Bei den Assessment Center (AC) ist man also meistens eine große Gruppe und hat dann bestimmte Stationen. Bisher haben alle Assessments ein Kurzinterview, einen schriftlichen Test (Englisch, Allgemeinwissen, Mathe), ein englisch Gespräch und das klassische Bewerbungsgespräch beinhaltet. Kann aber von Airline zu Airline ein wenig abweichen wie die das handhaben.


Assessment Center #1: Lufthansa


Ich fange an mit Lufthansa. Ganz klar, ich denke jeder der Flugbegleiter/in werden möchte, denkt als aller erstes an die Lufthansa. Online beworben ging recht schnell, alles ausgefüllt und alles hochgeladen. Abgeschickt und keine 2 min später kam eine automatisierte Email, dass ich die Anforderungen erfülle und nun mit dem Englisch Online Test starten könne. Bei Lufthansa war es dann auch wirklich nur ein Englisch Test. Grammatik und Wortschatz wurde hauptsächlich abgefragt, man hatte glaube ich 20 Minuten Zeit. Alles ist Multiple Choice. Wer in Englisch nicht so fit ist, sollte sich dafür auf jeden Fall die If-clauses angucken, die wurden besonders häufig abgefragt. Alles in allem aber machbar. Nachdem ich den Test abgeschlossen hab, habe ich auch keine Minute später meine Einladung zum Assessment Center in Frankfurt erhalten.


Der Tag der Tage war dann da. Ich glaube ich war seeeeelten so aufgeregt. Es war alles neu für mich, ich habe sowas noch nie gemacht und es war mein Wunsch zur Lufthansa zu gehen. Am Tag selbst wollte ich schon alles abbrechen, mir war so unglaublich schlecht, dass ich gar nicht mehr hingehen wollte. Meine Mama hat mich dann nach Frankfurt gefahren und auf dem Parkplatz habe ich schon die ersten Mitstreiterinnen identifizieren können. Merkmal: schwarzer high waist Rock, hohe Schuhe, Bluse und Blazer. Dutt mit Duttkissen und Perlenohrringe. Plot twist: Ich sah genauso aus!


Angekommen im Lufthansa Gebäude musste ich mich als erstes vorne anmelden. Ein anderes Mädchen hatte ihren Perso vergessen – für sie war das Assessment Center an dieser Stelle also schon beendet. Sie weinte extrem und hat dann aber nach einigen Diskussionen das Gebäude verlassen – Traum geplatzt. Ich habe mich dann zu den anderen Bewerbern in den Wartebereich gesetzt, Smalltalk geführt und gewartet, bis wir von der Purserin abgeholt wurden.


Wir wurden quasi mitten in den Flur gesetzt, wo eine kleine Kaffeemaschine und Sitzmöglichkeiten zur Verfügung standen. Sehr angespannte Stimmung, durchgehend. Jeder saß mit nem Stock im Arsch da und wollte bloß nichts falsch machen. Die Purserin war auch nicht gerade die freundlichste muss man jetzt mal sagen.


Wir wurden dann relativ schnell in den Computer Raum gebracht. Aufgabe: 30 Min Online Test + Hörverstehen. Für die, die sich so unglaublich Sorgen wegen des Englisch Tests machen: Es war super easy. Mit Schulenglisch seid ihr da gut dran. Wie gesagt, auch hier nochmal die If-Clauses angucken. Wortschatz, Vokabeln und sowas kam auch dran, aber das war alles ziemlich logisch und einfach. Der der als erstes fertig war, durfte auch als erstes weiter.


Wir saßen also alle wieder auf dem Flur und wurden nach und nach abgeholt. In meinem Fall hatte ich zwei Damen, die sehr nett waren und mich gleich auf Englisch begrüßt haben. Im Laufen fängt man dann an ein bisschen Smalltalk zu reden und wird dann an einen Stehtisch gebracht. Im Grunde genommen ging es darum, englisch zu verstehen und ein wenig sprechen zu können. Keiner muss da fließend die Fachbegriffe raushauen! Thematik des Gesprächs waren kulturelle Unterschiede zu Deutschland (in meinem Fall von Kanada) und generell Konfliktsituationen und Konfliktbewältigung. Nach 5 Minuten war schon alles wieder vorbei.


Jetzt hieß es wieder warten, warten, warten. 2,5 Stunden für mich. Ich habe auch immer das Glück dann die letzte zu sein.


Das letzte Gespräch stand an. Das wovor alle Angst haben. Meiner Meinung nach berechtigt, ohne irgendwem Angst machen zu wollen. Ich hab es als Horror empfunden. Der junge Mann hat mich abgeholt und in sein Büro genommen. Zu meinem Übel sah er nicht mal schlecht aus und war vielleicht Mitte/Ende zwanzig. Schon mal eine komische Situation. Es fing an mit den Standardfragen „Warum Flugbegleiterin? Warum DU? Warum Lufthansa? Hast du Serviceerfahrung? Warum gerade in der Luft? Was sind deine Stärken?“


Auf diese Fragen sollte man sich bei jedem Assessment vorbereiten. Aber dann ging es erst richtig los. Die Strategie der LH ist es ja, dich unter Stress zu versetzen um zu sehen wie man damit umgeht. Der Mann war unfreundlich und arrogant. Er hat mir das Gefühl gegeben, nicht erwünscht zu sein. Ich habe mich nicht gestresst gefühlt, sondern einfach nur fehl am Platz. Irgendwie hab ich es persönlich genommen, weil ich nicht wusste ob er gerade spielt oder ob er wirklich so ein unglaubliches Desinteresse an meiner Person hat. Immer wieder ist er von Thema zu Thema gesprungen, hat mich unterbrochen und ist dann immer wieder auf ein Thema zurück: Konfliktentstehung, Vermeidung und Bewältigung. Meiner Meinung nach habe ich eine souveräne Antwort gegeben, auch bis heute noch. Aber er hat sie nicht akzeptiert und mich fast schon „fertig gemacht“.


Dann kam natürlich das berühmte Rollenspiel. Meine Situation „Wir sind auf dem Weg nach New York. Es sind noch 3 Stunden Flugzeit. Das Flugzeug ist ausgebucht. Ein Passagier hat die Serviceklingel betätigt und beschwert sich, dass sein Entertainment Programm (sein Fernseher) ausgefallen ist, obwohl er gerade einen Film geguckt hat.“


Ich also hin und mit allen möglichen Mitteln versucht, den Passagier zu beruhigen. Ich habe mich entschuldigt und ihm diverse andere Entertainments angeboten (Zeitschriften, iPad, Wlan Passwort) und dann auch noch sowas wie Schlafmaske zum ausruhen und natürlich ein Getränk aufs „Haus“. Alles wurde abgewehrt. Dann hat mein Interviewer das Spiel abgebrochen und mich zur Reflektion gebeten, ich habe nicht verstanden, was ich falsch gemacht habe.


Bis er mich dann gefragt hat , warum mir an seiner Körpersprache nichts aufgefallen sei. (Sorry, aber ich kenn den Interviewer seit 5 Minuten und kann nicht einschätzen ob er das ist oder ob er das spielt. Außerdem waren seine schauspielerischen Leistungen mehr als fragwürdig.)


Auflösung: Das Rollenspiel ging nicht um den kaputten Fernseher, sondern darum, dass der Passagier FLUGANGST hatte. (?!?!?!?!?!?!??!?!?!!!)


Erstmal richtig verkackt, ok haha. Als das Gespräch zu Ende war, habe ich noch eine Frage gestellt und die Antwort „das haben Sie sich doch aus einem billigen Ratgeber abgeschaut“ bekommen. Ich war absolut baff. Und froh da raus zu sein.


Erleichterung, weil es vorbei war. Enttäuschung, weil es schlecht lief und trotzdem Hoffnung, weil es ja Lufthansa ist. Ganz, ganz falsche Denkweise.


Am übernächsten Tag kam wie nicht anders zu erwarten die Absage. Ja, ich muss zugeben, die Enttäuschung war groß. Aber warum eigentlich? Die haben mich behandelt wie eine Nummer, wir waren eine Abfertigung auf dem Fließband und so hart wie es auch klingt, im Endeffekt bin ich mehr als froh, nicht genommen worden zu sein. In allem schlechten steckt was gutes und der Fall ist definitiv eingetroffen. Lufthansa hat natürlich Vor- und Nachteil. Ein riesen Vorteil ist, dass die neuen Flugbegleiter sofort auf die tolle Langstrecke geschickt werden. Was ich unglaublich cool finde. Und ich kenne auch einige, die unglaublich glücklich sind bei Lufthansa. Deshalb möchte ich nochmal betonen, dass das nur meine Meinung ist und meine Erfahrung die ich gemacht habe. Es hat mir trotz allem sehr weitergeholfen und ich würde nicht sagen, dass ich es bereue hingegangen zu sein. Falls ihr selbst abwägt euch als Flugbegleiterin zu bewerben, dann löscht diesen Beitrag bitte aus eurem Kopf und sammelt eure eigenen Erfahrungen!


 


Assessment Center #2: Swiss


Relativ spontan habe ich mich dann entschieden, auch noch zur Swiss zu gehen. Ich hatte an einem Wochenende einen Ausflug zu meinen Großeltern in Stuttgart geplant und wollte es dadurch verbinden. Das Assessment Center für die Swiss hat in Zürich stattgefunden, also 2 Stunden entfernt.


Folgende Situation hier: Ich hatte KEINE Einladung, es war ein Casting!


Ohje, hatte so viele schlechte Sachen über Castings gehört, dass ich mir drei mal überlegen musste, ob ich wirklich hin will. Aber ganz ehrlich? Was kann passieren – außer einer Absage? Man gewinnt nur an Erfahrung dazu. Und so war es auch.


Ich also morgens mal wieder mit Mama im Schlepptau nach Zürich und direkt schon mal völlig verplant, dass wir ja die Maut zahlen mussten. Das waren schon knapp 40 Schweizer Franken, was uns dann doch ein bisschen geärgert hat. Angekommen in Zürich, bin ich gleich hoch und habe einen sogenannten „Laufzettel“ ausgefüllt. Im Prinzip nur Name, alle Formalitäten, Flugerfahrung ja/nein, Gewicht und Größe. Auf dem Zettel gab es verschiedene Stationen abzuarbeiten. Die sich fast alle in einem großen „Hörsaal“ befanden.


 


 


(8:30am) Station 1: Anmeldung


Die Schlange zur Anmeldung war schon mal unendlich lang. Man musste dann den Reisepass vorzeigen und hat den ersten Stempel bekommen.


(8:40am) Station 2: Grundprofil


Dort wird überprüft, ob man die nötige Größe hat und Tattoos oder Piercings besitzt. Nächster Stempel in meinem Feld.


(8:45am) Station 3: Mini-Interview


Dann gab es wieder eine sehr lange Schlange für die Kurzinterviews, ich hatte Glück und wurde von einer Frau einfach aus der Schlange gezogen und mitgebeten. Die Standard Fragen wie immer gleich wie bei der LH. Warum, wieso, weshalb? Wieso Zürich und warum würdest du umziehen wollen? Was wäre dein Plan B wenn es nicht klappt? Sie hat dann kurz auf Englisch geswitched und hat mich dann nach 3 Minuten schon beglückwünscht, dass ich in der nächsten Runde sei.


(9:45am) Einteilung in die Gruppensequenz


Wie ihr seht, hatte man recht lange Wartezeiten, aber es waren auch bestimmt 130 Leute dort. Im Vergleich: Bei einem regulären Assessment Center gibt es meist nicht mehr als 20 Bewerber/innen.


(10:45am) Station 4: Gruppensequenz


Eine Stunde warten war dann wieder vergangen. Wir (ca. 10 andere Mitstreiter) sind in einen extra Raum gebracht worden mit vier Prüfern. Erste Aufgabe war es, eine Karte aus einem Stapel zu ziehen, auf der eine Stadt stand und darüber auf englisch (!) alles zu erzählen, was dir einfiel. Es war völlig egal was. Teilweise haben die Leute Städte gezogen, worüber ich vermutlich nichts hätte sagen können. Ich habe Gott sei Dank Istanbul gezogen, wo ich selbst auch schon war und somit einiges erzählen konnte. Als das durch war, wurden die wichtigsten Eigenschaften der Flugbegleiterin gesammelt und das alles fand spielerisch statt. Am Ende musste man noch seine persönlich für sich wichtigste Eigenschaft nennen und dann war alles nach 30 min schon wieder vorbei.


(11:15am) Versammlung im Raum + Warten auf Ergebnisse


(11:30am) Verkündigung der Ergebnisse


Juhu ich war weiter JHier mussten aber erstaunlich viele Leute schon gehen. Sie haben es aber sehr diskret gehalten, so dass es nicht gleich jeder mitbekommen hat.


(12:00pm) schriftlicher Englisch Test


Einfach, nur einfach sag ich dazu. 25 Minuten Zeit.


(13:00pm) Verkündung Ergebnisse


(13:15pm) Einteilung in Einzelgespräche


Wir wurden alle beglückwünscht, dass wir in der nächsten Runde seien. Es gab 8 Interviewer, die jeweils so 6 Leute zugewiesen bekommen haben. Ich habe mein Einzelgespräch um 14:45 bekommen. Also wieder eine recht lange Wartezeit. Ich bin dann mit 3 anderen lieben Mädels raus gegangen zum Mittagessen. Ich natürlich völlig verplant, dass ich keine Schweizer Franke habe und habe mich dann entschieden nichts zu essen. Ein ganz liebe Mitbewerberin wollte das nicht hinnehmen und hat mir, obwohl ich dankend verneint habe, Trinken und Essen gekauft. Also sie hat sich was gekauft und mit mir geteilt. Das werde ich nicht vergessen, sie war sooo süß!


(14:45pm) Einzelinterview


Ich wurde aus dem Hörsaal abgeholt von einer sehr netten Frau, die mich dann in einen anderen Raum gebracht hat. Es wurden wieder die Standardfragen gefragt, die fast bei jeder Airline bisher gleich waren. Es gab hier jedoch kein Rollenspiel. Die Frau war sehr, sehr nett und man hat auch gemerkt, dass sie an meiner Person interessiert war und auch viele Fragen gestellt hat. Wir haben uns echt gut unterhalten und ich habe mich sehr wohl gefühlt. Ich habe mich mit einem guten Gefühl verabschiedet.


Der nächste Tag


Leider kam dann eine Absage. Ich war wieder sehr enttäuscht und habe schon an mir selbst gezweifelt. Bin ich vielleicht gar nicht geeignet für den Beruf? Warum will mich keiner? Was habe ich falsch gemacht, es lief doch gut?


Aber ich kann euch nur eins sagen – wenn es euer Traumberuf ist, dann gebt nicht auf! Probiert es weiter und lasst den Kopf nicht hängen J Ich habe es nicht getan und kann meinen Traum jetzt verwirklichen.


Aber dazu mehr im zweiten Teil….


 
Bis dann,
Eure Kate
Insta: @kates.diary
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1 Kommentar
  • Sasas dream
    August 29, 2016

    Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

  • Anna
    Februar 7, 2017

    Hallo liebe Kim,

    wo ist denn Teil2 von deiner Schwester oder bin ich grade einfach nur blind? 😀

    Ganz liebe Grüße, Anna.

    P.S.: Du bist so eine tolle Person. Und deine Familie ist soooo bezaubernd!!! <3

  • Nicci
    Februar 7, 2017

    Wann kommt der nächste Teil? :))

  • Kathi
    September 7, 2017

    Kommt den noch ein 2ter Teil? 🙂
    Wäre sehr interessant mal die Erfahrung deiner Schwester bei Condor zu wissen.

  • Nora
    April 5, 2019

    Wooo finde ich Teil 2? Fand es wirklich spannend zu lesen da ich gestern auch bis zur letzten Runde bei einem Assessment Termin gekommen bin und es beim Rollenspiel gescheitert ist (auch wie ich finde dann an der unkompetenten und subjektiv-fragwürdigen Einschätzung von ihm)

    • Kirsten
      August 31, 2019

      Hallo Kim!
      Sag: wo finde ich denn den 2. Teil von Kates Blog über die Flugbegleiterin? Habt ihr den gelöscht, weil sie nichts mehr über ihre Firma veröffentlichen darf/möchte?
      Das wäre schade- hab gerade den ersten Teil richtig gern gelesen und nun fehlt mir das „happy end“ 🙃
      Viele Grüße, Kirsten
      P.S.: bin so froh, dass es Mille wieder gut geht 🧡