Meine kirchliche Trauung – Teil 1
Mein Wecker klingelte um 6 Uhr. Ich habe aber quasi kaum, bzw sehr unruhig geschlafen. Ich war noch nie so aufgeregt in meinem Leben.
Direkt nach dem aufstehen musste ich erstmal ordentlich meinen Darm entleeren.. Das war die Aufregung schuld, ganz klar.
Ich war noch nie so dermaßen im Mittelpunkt. Alles drehte sich um mich.
Die Trauung fand um 13 Uhr statt. Trotzdem hatte sich der Fotograf schon für 9 Uhr angekündigt. Die Stylistin für Haare und Make up ebenfalls für 9 Uhr und meine liebsten Freundinnen für 10 Uhr.
Ich hatte Bauchkribbeln bis zum geht nicht mehr. Ich wusste gar nicht woran ich denken sollte.
Ich hab nichts runter bekommen zum Frühstück aber meine Mama hat mich regelrecht gezwungen. Essen gibt es erst gegen 16 Uhr, du MUSST essen. Ok. Eine halbe Scheibe Brot. Mehr war nicht drin.
Als die Stylistin dann kam, steigerte sich meine Aufregung noch mehr. Sie fing an mir die Haare zu machen. Sie hatte meine Extensions mit zu sich nach Hause genommen, um sie dort vorzubereiten. Außerdem klebte sie mir unechte Wimpern. Vor zweieinhalb Jahren habe ich noch keine Wimpern von Beauty IN bekommen, da es das Kosmetikstudio ja erst seit einem Jahr gibt. Vorher habe ich nur immer meine Nägel bei Nina gemacht.
Meine Freundin schminkte mich. Ich hatte so viele Probe-Make-up Termine, hatte drei mal 50€ bezahlt und bin drei mal enttäuscht nach Hause gegangen.
Also hat meine Freundin mich geschminkt. Wir hatten alle Zeit der Welt, Gott sei dank.
Der Fotograf war auch da, fotografierte das Geschehen und das „Fertig machen“.
Meine Freundinnen wuselten um mich herum. Tranken Sekt und filmten nebenher.
Meine Schwester Clare schrieb noch eine Fürbitte und meine Mama? Die war auch ganz schön aufgeregt, da sie mich zum Altar begleitete. Da mein Papa nicht mehr lebt, war es für meine Mama eine ganz besondere und wichtige Herzensangelegenheit mich zum Altar zu führen. Schließlich hat sie mich groß gezogen.
Ich hatte keinen großen Wert auf einheitliche Kleider gelegt, nur gesagt, dass meine Schwestern und meine Mama alle 3 Bodenlange und Fliederfarbene Kleider kaufen sollten. Das taten sie und sahen so schön aus. Die Haare meiner Schwestern wurden ebenfalls zurecht gemacht. Beide bekamen eine wunderschöne Hochsteckfrisur.
So langsam haben sich jetzt meine Freundinnen und auch meine Schwestern auf den Weg zur Kirche gemacht. Ich musste noch mein Kleid anziehen und dieser Anblick sollte wirklich für jeden eine Überraschung sein.
Jetzt war ich also dran, in mein Brautkleid zu schlüpfen. Mensch war das ein Akt.
Erstmal zur Lovestory zwischen mir und meinem Kleid.
Ich hatte einen Termin in Köln Kalk, fand keinen Parkplatz und parkte deshalb in irgendeiner Seitenstraße der Kalker Hauptstraße. Als ich dann die Straße entlang lief, hab ich das aller aller aller schönste Brautkleid im Schaufenster gesehen! Ohhhh emmm geee! Es war atemberaubend schön. Es ist letztendlich nicht genau DAS geworden. Das im Schaufenster hatte eine Silber-Glitzer-Korsage und wie auch mein Kleid einen Glitzer-Tüll-Reifrock. Ich war Schockverliebt. Ich wusste, ich WILL kein anderes. Koste es, was es wolle.
Abfotografiert – Mama geschickt – Kleid gefunden.
Der kurze Blick aufs Preisschild ernüchterte mich gewaltig. 2000€. Ach du leeeve jott.
Egal da muss man was machen können, ich MUSSTE es haben.
Einen Tag später hab ich schon einen Termin zur Anprobe gemacht.
Als wir in das Brautmodengeschäft reinkamen, sind mir die Augen rausgefallen. Da gab es ja noch viel mehr Kleider und eins schöner als das andere! Ich dööfchen, ist ja auch ein Laden für Brautkleider, ne?
Ich hatte mein Traumkleid anprobiert und war begeistert. Plötzlich sahen wir das identische Kleid mit weißen Glasperlen. Das sah einfach NOCH SCHÖNER aus! Wir hatten es so verglichen: das eine sah nach amerikanischer Prom-Queen aus und das andere einfach nach Trauchhochzeit in weiß!!
Das nehme ich!
War sogar noch günstiger. Na bitte. 1500€
War mir alles egal, man kann drei, vier, fünf oder zehn mal heiraten im Leben, aber nur EINMAL in der Kirche + weiß + pompös. Das war es mir wert.
Gekauft!
Jetzt war es soweit, mir das Kleid anzuziehen. Ich schlüpfte von unten in den Rock rein. Hände nach oben gestreckt und mit absoluter Vorsicht, damit ich bloß kein Make up verschmiere. Ich war drin. Mama hat jetzt angefangen die Korsage zu schnüren.
Fühlte mich wie Kate Winslet in Titanic..
Es war so eng und so schwer. Wahnsinn.
Meine Aufregung war kaum auszuhalten, ich wusste nicht wohin mit meiner Nervosität. Ich wusste die Gäste würden so langsam in der Kirche eintreffen, sich alle begrüßen, meinen zukünftigen Ehemann begrüßen, sich auf ihre Plätze setzen. Hilfe. Es waren so viele Schmetterlinge im Bauch, ich konnte nicht eine Sekunde still sitzen. Ich hab so gezappelt.
Ich hatte regelrecht Hummeln im Hintern!
Dann klingelte es an der Tür und tatsächlich kam meine Kirchensängerin rein. Wir hatten uns vorher noch nie gesehen. Geplant war, dass meine Freundin Linda Teodosiu in der Kirche singen würde, jedoch hat sie es beruflich nicht geschafft um 13 Uhr zu kommen. Sie war dann also für abends geplant, als Party-Stimmungskanone.
Lindas Papa hatte mir dann eine ganz liebe Gospelsängerin empfohlen, die dann plötzlich vor mir stand. Irgendwie hatte ich sie mir kräftig vorgestellt, bestimmt wegen dem Film Sister Act mit Whoopie Goldberg. Sie war ein so zierliches zartes Persönchen. Ich fragte sie, ob sie mir was vorsingen würde. Will ja wissen auf wen bzw was ich mich hier einlasse.
OMG. Eine Tränenwand bildete sich in meinem Auge. Einmal klimpern und die Träne wäre runter gekullert. NEEEEEEIN, kiiiiiiim dein make up. Mir wurde sofort Wind zugefechert.
Unfassbar schön. Ich dachte immer, wenn Dieter Bohlen sagt „da war kein gefühl dabei“ was labert der für ne Scheiße? Jetzt wusste ich was er meinte. Ihre Stimme war absolut atemberaubend schön!
Sie ist jetzt auch zur Kirche gegangen, zusammen mit dem Fotograf.
Mama und ich waren alleine, haben uns ganz fest in den Arm genommen und hätten fast schon wieder geweint.
Wir sind los gegangen. Die Kirche ist 2 Gehminuten von uns entfernt.
Ich war des Grauens aufgeregt. Alle sitzen in der Kirche, mein gleich-Ehemann steht am Altar, meine ganze Familie aus England ist gekommen, meine Freunde sind da, meine Arbeitskollegen, einfach alle.
Wo soll ich nur hingucken beim reinlaufen? Ich musste doch wissen wo alle sitzen.
Meine Schwestern sind jetzt Hand in Hand reingelaufen.
Auf der Orgel lief das Lied „my Heart will go on“ von Celine Dion.
Ich hielt mein Kleid nach oben um die erste Stufe hochzukommen.
Meine Mama hatte sich bei mir eingehakt, wir liefen los.
Ganz langsam und völlig überwältigt.
Alle standen und schauten zu mir. Ich sah Tränen in allen Gesichtern, Tränen der Rührung, Tränen der Freude und sogar beim schreiben dieses Textes kullern meine Tränen. Es war so emotional.
Ich war die erste in meinem Freundeskreis die tatsächlich heiratet. Meine Freundinnen schauten mich voller Glück an.
Ich hab meinem Mann jetzt ganz tief in die Augen geschaut und gesehen wie stolz, glücklich und aufgeregt er war.
Links und rechts von mir, so viele bekannte Gesichter, ich konnte nicht so schnell schalten wie ich es gewollt hätte. Auf der linken Seite sah ich meine englische Familie.
Meine Tante, meine Cousins und meinen Bruder. Es hat mir so viel bedeutet, dass sie alle gekommen waren.
Angekommen am Altar, nahm mein Mann meine Hände und flüsterte mir mit zittriger Stimme zu „du siehst wunderschön aus“
Ich hätte direkt wieder weinen können. Wollte mich zusammenreißen.
Wir setzten uns auf 2 Hocker, meine Schwestern Links von uns und der Trauzeuge meines Mannes und mein Schwager rechts von uns.
Unser Pfarrer begann seine Rede. Er kannte mich mittlerweile schon 10 Jahre. Meine Konfirmation hatte ich in dieser Kirche, die Taufe von Gabriel und jetzt traute er uns.
Ich war ein schwieriger Teenager, zu der Zeit kannte er mich noch und genau diesen Wandel, vom Raudi zur verheirateten jungen Frau erzählte er jetzt. Er erzählte es nicht einfach nur, weil wir es ihm im Trau Gespräch so erzählt haben, sondern weil er diese Zeit wirklich miterlebt hat.
Eine Zeit lang bin ich jeden Sonntag in die Kirche gegangen, habe Plätzchen für die Gemeinde gebacken, Kaffee und Kuchen verteilt und auch schon Weihnachten mit meiner Freundin bei unserem Pfarrer zuhause gesessen und Kartoffelsalat und Würstchen gegessen.
Er war alles so alles so echt was er sagte, es hat mich zu Tränen gerührt.
Dann kam die Sängerin. Wow. Alle hatten Tränen in den Augen, was für eine wunderschöne Stimme sie hatte. Nur von der Orgel begleitet sang sie ‚Hallelujah‘ und ‚Amazing Grace‘.
Jetzt kam der bedeutende Teil. Der wichtigste Teil.
„JA, ich will“
2x
Völlig sicher, überzeugt und glücklich.
Jetzt duften wir uns die Ringe anstecken und uns küssen.
Teil 2 folgt…
Kristina
Dezember 7, 2015Deine Fäkalkommentare sind immer die Besten 😀 Einfach ehrlich haha.
Kesi
Februar 12, 2017Vatta, selbst ich hatte Pipi in den Augen! 😀