Gabriels erster Krankenhausaufenthalt

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Lieber Gabriel,

da dieser Blog eines Tages für euch als Tagebuch gebunden wird und ihr mit 18 alles nachlesen könnt, dachte ich, ich schreibe auch deinen Krankenhausaufenthalt hier rein. Das Leben besteht schließlich nicht nur aus positiven Dingen. Auch Schmerzen gehören hin und wieder dazu.
Körperlicher Schmerz für dich, seelischer Schmerz für mich.

Als wir am Mittwoch Morgen um 7.30 im Krankenhaus in Holweide sein sollten, da waren wir beide noch gut gelaunt. Wir wussten ja nicht was auf uns zu kommt.
Dir werden heute die Paukenröhrchen gesetzt werden, die Mandeln verkleinert und die Polypen entfernt werden.

Auf der Station angekommen, hast du erstmal ein Bändchen mit deinem Namen und der Station bekommen. So wie bei deiner Geburt, auch hier in diesem Krankenhaus.
Schwester Gabriela und du habt euch gleich gut verstanden. Erstens wegen des Namens, zweitens weil sie dir gesagt hat, dass du so viel Eis essen darfst wie du möchtest. Dein zufriedenes Grinsen war unbezahlbar.
Wir haben dann unser Zimmer bekommen und mussten warten. Warten, warten, warten.
Du bist an 3. Stelle dran. Sprich: zwischen 10 und halb 11.
Es war gerade mal 7.45 Uhr.
Wir sind dann den Essensplan zusammen durchgegangen und haben gespielt.
Das schlimmste für dich war der Hunger und Durst. Du musstest aber nüchtern sein, also durftest du nichts essen und trinken. Das war wirklich schlimm für dich.
Ich hab dich dann mit den Fußballkarten vom Rewe abgelenkt und wir sind alle Fußballspieler die bei der EM 2016 mitmachen, durchgegangen.
Du lernst so schnell, kannst dir Dinge so gut merken, es ist der Wahnsinn.

Daaaaaannnnn endlich, nach 2,5 Stunden langweiliger Wartezeit auf unserem Zimmer, kam die Schwester rein, die Gabriel einen Saft gegeben hat. Es sah aus wie Kirsch Sirup.
Du hast es ausgetrunken und wusstest, dass du davon jetzt schläfrig wirst.

Genau jetzt, kam zum Glück auch der Papa rein. Du hast dich so sehr gefreut ihn zu sehen!
Du hast im Bett gelegen und uns dann erzählt, dass du nach der Operation SOOOO viel Eis essen darfst. Du hast es bildlich mit deinen Händen gezeigt und plötzlich haben sich deine Augen verdreht. Du hast deine Hände aus dieser Position nicht mehr weggenommen, sodass ich langsam deine Hände wieder runter gemacht habe.
Zu sehen wie du langsam benommen wurdest, war richtig komisch.
Bei dir hat das alles gar nicht lange gedauert. 10 Minuten vielleicht.
Dann kamen auch schon 2 Schwestern rein und haben gesagt, dass es jetzt losgeht.
Sie haben dich mit dem Bett rausgeschoben und wir durften dich noch mit begleiten bis zur OP Schleuse.
Da hast du uns nochmal abgeschaut, Papa und mir einen Kuss gegeben und dann wurdest du durch den Gang geschoben.
Ich konnte meine Gefühle nicht mehr verbergen und habe so sehr geweint.
Der Gedanke daran, dich da allein reinzulassen und ich kann dir keine Hand halten oder dich trösten.
Ich wusste du würdest nichts mehr mitbekommen und du bist in guten Händen.
Dennoch hat mich dieses Gefühl dich abgegeben zu haben zerrissen.

Papa und ich sind rausgegangen. Es war absoluter Sonnenschein, aber ich war in Gedanken nur bei dir.
Ich habe noch nie so bitterlich geweint..

Nach knapp 2 Stunden sind wir runter zum Aufwachraum gegangen.
Leider durfte nur einer von uns mit rein, also habe ich den Papa wieder nach oben geschickt.

Als ich zu dir ans Bett kam, bin ich fast umgekippt bei dem Anblick. Mein kleines hilfloses Baby. Du bist zwar schon 5 Jahre alt, schon ein großer Junge, aber in dem Moment lagst du da wie ein kleines Häufchen elend. Mit dem Beatmungsgerät, dem Verband an deiner Hand wegen der Infusion und einem geschwollenen Gesicht. Es hat mich innerlich zerbrochen dich so zu sehen.

Die lieben Ärzte haben mich erstmal beruhigt und ich habe gewartet, dass du aufwachst.

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Nach einer halben Stunde bist du dann wach geworden und warst erstmal noch völlig neben der Spur, aber hast dich gefreut mich direkt zu sehen.

deine Nase hat noch immer geblutet und mir wurde schlagartig so übel.
Ich musste tatsächlich rausrennen und mich übergeben, habe aber den Papa zu dir reingeschickt, sodass du keinen Moment alleine bist.

Dann wurden wir wieder aufs Zimmer gebracht und du hast so unfassbar viel geweint und vor schmerzen geschrien.
Deine Nase hat geblutet, dein Hals hat geschmerzt. Es hat mir so wehgetan dich so zu sehen. Ich hätte dir am liebsten sofort all dein Leid abgenommen.

Wir mussten dir erstmal ganz in Ruhe beibringen, dass du dich beruhigen musst, weil deine Nase noch mehr läuft, wenn du weinst. Dann kommt ja noch mehr Blut raus.
Das war wirklich furchtbar mit anzusehen.
Du hast Medizin bekommen und dich so langsam beruhigt.
Onkel Andy ist jetzt auch vorbei gekommen und hat dich getröstet, dich in den Arm genommen und dich beruhigt.

Mittlerweile war es schon 16 Uhr und du bist langsam eingeschlafen. Den Schlaf hast du gebraucht.
Du bist zwar immer wieder wach geworden, weil du einfach nicht atmen konntest, aber ich bin dir nicht von der Seite gewichen. Habe mich mit dir in dein Bett gelegt und dich spüren lassen, dass ich da bin. Dass ich nicht weggehe. Das hat dich beruhigt und du konntest dich erholen.

Die Nacht war dann sehr anstrengend, da tatsächlich deine Zunge angeschwollen ist und du überhaupt nichts mehr konntest. Weder schlafen, noch schlucken, noch atmen 🙁
Du hast sogar um 5 Uhr morgens ein Eis bekommen.. Das war dann wenigstens ein kleiner Trost.

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Du warst so unglaublich tapfer, Mama und Papa sind so so stolz auf dich!
Du hast das alles so super weggesteckt! Wir wollen doch mal schwer hoffen, dass wir nicht nochmal ins Krankenhaus müssen. Falls doch, wissen wir jetzt was auf uns zu kommt.

Wir lieben dich, kleiner großer Held ❤️

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Und was meinst du?

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1 Kommentar
  • Kim
    März 25, 2017

    Liebe Kim,

    eigentlich wollte ich mir nur ein paar Tipps für einen London-Trip holen – mittlerweile bin ich bei dem 6 Blog-Beitrag.
    Ich kann mich noch ganz genau an deine Snaps erinnern, als du bei Gabriel im Krankenhaus warst, kurz nach seiner OP. Was soll ich sagen.. du warst bestimmt nicht die einzige die geweint hat. Mich hat es total mitgenommen Gabriel so zu sehen. Den kleinen frechen Jungen so hilflos und voller Schmerzen. Eine so liebe Mami, die alles dafür geben würde dass es ihrem Sohn besser geht. Das bricht einem das Herz! Umso schöner sind die Bilder mit Mille wie sie gemeinsam in dem Bett liegen und das glückliche Lächeln mit dem Eis in der Hand. Ist es nicht der Wahnsinn was diese kleinen Stinker schon alles wegstecken können?
    Ich fand es einfach so schön zu sehen wie ihr als Familie zusammenhaltet, genau SO muss das sein!
    Danke liebe Kim, dass du uns auch an solchen Momenten teilhaben lässt!

    Viele liebe Grüße aus dem Süden!
    Ebenfalls Kim 🙂