Emilias Geburt 2014

6 min. Lesezeit4.5K Ansichten
emilias-geb
Wir haben schon in unserer neuen Wohnung, direkt neben meiner Mama gewohnt. Natürlich, wie Gabriel auch, wollte sich die kleine Prinzessin nicht pünktlich zum ET auf den Weg machen. Nööö. Sie hat mich unglaubliche 8 Tage länger warten lassen. Das waren die schlimmsten Tage, weil ich einfach nicht mehr konnte. Ich hatte nicht das Privileg mich einfach auszuruhen, wenn mir danach war. Ich hab bereits einen kleinen frechdachs zuhause rumrennen, der trotzdem seine Mama in Anspruch nehmen will. Ist ihm herzlich egal, dass ich eine dicke Kugel mit mir rum trage. Es ist also definitiv leichter mit dem ersten Kind schwanger zu sein. Ich lag in der ersten Schwangerschaft so viel im Bett oder auf dem Sofa. In der zweiten musste ich noch ziemlich lange arbeiten und hatte zuhause noch ein Kleinkind. Es war anstrengend, aber man findet sich mit der Situation ab, da es nicht zu ändern ist. Ich wollte einfach nicht mehr. Kooommmmm endlich, dachte ich mir nur.
Natürlich habe ich immer wieder alles mit der Geburt mit Gabriel verglichen und automatisch auf die Wehen nachts gewartet.
Irgendwann, am 03.09.2014 dann, habe ich abends langsam mal schmerzen bekommen. Aber keine Rückenschmerzen wie bei Gabriel, sondern ein starkes unangenehmen ziehen im Unterbauch. Ohhh.. Sind das jetzt wehen??
Ich beobachte das mal.. Bis 01 Uhr morgens hatte ich in regelmäßigen Abständen dieses ziehen. Ich war voller Hoffnung, dass es gleich losgeht. Nachts bringts irgendwie eine besondere Atmosphäre mit sich. Ich liebe es auch nachts zu verreisen.
Dann bin ich tatsächlich eingeschlafen. Ernsthaft?? ERNSTHAFT??????

Das ist jetzt nicht wahr. Ich bin dann um 5 Uhr morgens am 04.09.2014 aufgewacht und hatte das Gefühl – ich will jetzt ein Bad nehmen. Vielleicht geht dann da mal was los. Ein Bad soll ja die Wehen anregen..
Außerdem wollte ich den Neandertaler-Look entfernen. Muss nicht sein, ge?
Dann hab ich plötzlich ein immer stärkeres ziehen verspürt. Verdammt – ich war auf diese Rückenschmerzen vorbereitet und plötzlich überrumpeln mich völlig andere Wehen.
Hab mich dann angezogen, meinen Mann geweckt und bin rüber zu meiner Mutter.
Mama war morgens früh schon unterwegs, bei irgendeinem Termin. Clare und Kate standen, wie auch 3 Jahre zuvor, wieder in ihren Zimmertüren und waren richtig aufgeregt. Beide hatten ihren Freund in ihrem Zimmer, die jetzt mal ganz elegant Nebensache wurden.

Meine Schmerzen wurden schlimmer und schlimmer. Wir haben dann ein Taxi gerufen und gewartet. Mit meiner Kliniktasche bewappnet sind wir losgefahren und der Taxi Fahrer hatte sichtlich bedenken ich würde mein Kind eventuell in seinem Auto Gebären. Als wir im Krankenhaus angekommen sind, wurde ich zum ctg geschickt. Der Muttermund war schon offen. Der war aber auch schon seit 3 Wochen 2 cm auf. Jetzt war er 5 cm auf. Sieht gut aus.
Wehen waren ordentlich stark.

Mama war mittlerweile auch da.
Ich sollte noch einmal rumlaufen um das Ganze ein bisschen anzustoßen. Sind dann runter in die Cafeteria gegangen. Immer wieder musste ich inne halten, weil eine echt fiese Wehe kam. Ich hab mir nur ein Schokolädchen gekauft, dann haben wir uns an einen runden Tisch gesetzt und die anderen wollten was futtern. Es kamen aber am laufenden Band Wehen. Ich hab die Hand meiner Schwester aufs übelste zerquetscht, aber sie war so stark und hat einfach nichts gesagt, mich machen lassen. Ich muss ihr so wehgetan haben. Ich hab Ihren Gesichtsausdruck zu dem Zeitpunkt nicht gesehen, weil ich völlig darauf fixiert war, dass der Schmerz vorbei geht.
Plötzlich wurde es immer stärker, ich musste weinen, weil es so schmerzhaft war. Jeder, wirklich jeder in dieser Cafeteria hat mich angeguckt, da kam dann die Dame hinter der Kasse zu mir, nahm mich in den Arm und sagte mir ganz zuversichtlich, dass ich mich jetzt besser wieder in den Kreissaal begebe und rief ihre Kollegin die mir den Personalaufzug holte. Die normalen Aufzüge dauern ja manchmal ewig.. Habe mich dann schmerzverzerrt in diesen Aufzug geschleppt und konnte kaum noch laufen.

Mit aller Kraft bin ich zurück in den Kreissaal und hatte einfach nur Angst. Plötzlich realisierte ich: die zweite Geburt ist viel schlimmer, weil ich weiß was auf mich zukommt!!

Beim ersten Mal ist alles neu, man hat zwar schmerzen, aber man kennt den Ablauf nicht. Diesmal wusste ich wie der Hase läuft und bin durchgedreht. Meine Schmerzen würden sich noch steigern, aber ich konnte es jetzt schon kaum mehr aushalten.

Meine Schwestern saßen in der Ecke im Kreissaal und haben sich ganz normal unterhalten. Da bin ich plötzlich völlig ausgerastet und hab die zwei rausgeschmissen. Ich fühlte mich, als ob ich mein Kind in einem Café bekommen würde. Ich brauchte Ruhe, Zuspruch und Hilfe und keine Quasselstrippen in der Ecke.

Die zwei sind dann verständnisvoll rausgegangen.
Jetzt waren nur noch Mama, mein Mann und die Hebamme da. Ich hatte sooo unfassbare Schmerzen, ich konnte es nicht mehr aushalten. Ich hatte das Gefühl die Wehen sind viel stärker und dauern viel länger an.

Da fragte mich die Hebamme, ob ich ein Schmerzmittel haben möchte.
-JAAAA

„Wehentropf oder Lachgas?“

Öhm. Keine Ahnung? Das was besser hilft halt. Gib mir einfach irgendwas. Bitte. Jetzt. Schnell. Danke.

Sie empfahl mir dann das Lachgas, da ich hinterher immernoch an den Tropf könnte, umgekehrt würde das wohl nicht gehen. Sie schob ein Gerät rein. Sah aus wie’n Feuerlöscher, aber nicht in rot. Mit ner Atemmaske.
Ich sollte jedesmal tief ein und ausatmen, wenn eine Wehe im Anmarsch ist. Ok.
OOOOHHH MEIN GOTT! HAMMER!
Ich kann das jedem empfehlen, nehmt Lachgas zur Geburt!!
Ich fühlte mich plötzlich so auf Drogen. Aber so schön, ich war völlig benebelt, fand die Situation lustig und fühlte mich irgendwie Betrunken.
Als wieder eine Wehe kam, atmete ich also ganz eifrig ein und aus, spürte zwar noch die Wehe, aber eher so, wie wenn man betrunken auf seinen schmerzenden High Heels läuft. Wahnsinn. Es war sooo gut. Es hat definitiv noch weh getan, aber es war so erträglich.

Mittlerweile war es 15 Uhr und die Hebamme holte wieder dieses lange Stäbchen raus. Das aussieht wie ein Roulladen-Stäbchen in groß..
Mir wurde ganz schlecht. Ich wusste was das ist: die Fruchtblase wird aufgemacht.
OMG das heißt es geht jetzt so richtig los.

Hilfe.. Jetzt sollte ich auch nicht mehr das Lachgas einatmen. Die Wehen wurden stärker, länger und heftiger.

Jetzt müsste ich pressen. ICH DURFTE NICHT!

Ach du heilige scheiße!!! Noch nicht pressen????? Ich MUSS aber! Das war mit Abstand das schlimmste Gefühl. Diese Presswehe zu unterdrücken.

Bei der nächsten durfte ich dann. „Augen zu und durch“ das war das einzige woran ich dachte. Ich glaube letztendlich habe ich an nicht viel gedacht. Diese Schmerzen betäuben einfach alles. Mein Denkvermögen. Ich hätte nicht unter Kontrolle wen ich eigentlich anschrie oder zu wem ich normal redete.
Die Hand meiner Mama und die Hand meines Mannes wurden auch hier dermaßen zerdrückt.

Da kam er wieder, der Satz von meinem Mann: „ich seh ihr Köpfchen Schatz, noch einmal pressen, dann haben wir es geschafft“
Wahnsinn! Ahhhh… Nochmal gepresst und alles gegeben!!

DA WAR SIE!
MILLLLEEEEEEEEEE! Herzlich willkommen auf der Welt kleines süßes Mädchen!! OMG OMG OMG! Wir hatten Freudentränen im Gesicht.

Unser 2. Kind! Ich glaubs nicht. Sie war so wunderschön mit ihrer riesigen Nase, die eindeutig von mir war. Sie hatte schon richtig Haare auf dem Kopf und sah so süß zerknautscht aus. Sie war völlig verschmiert und bläulich, aber das war alles egal. Unsere Tochter ist geboren! Um 15.20 Uhr.

Jetzt bin ich tatsächlich eine 2-Fach Mami!

milles-geburt

Als Gabriel seine kleine Schwester kennengelernt hat, haben wir ein Geschenk in Milles Bettchen im Krankenhaus gelegt und Gabriel gesagt, dass sie ein Geschenk für ihren großen Bruder dabei hat.
Eine Sammlung von verschiedenen kleinen Autos. Ooohh da hat er sich aber gefreut! Da kam gar nicht erst der Gedanke von Eifersucht auf, sondern Freude darüber, dass sie gleich was mitgebracht hat 🙂
Es war unwahrscheinlich schön zu sehen, dass generell alle auch Gabriel etwas mitgebracht haben, weil er ja jetzt eine ehrenvolle, große und neue Aufgabe im Leben hat: Großer Bruder zu sein!!! 🙂

Und was meinst du?

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Kommentar
  • Unknown
    Dezember 10, 2015

    So ein schöner Bericht!
    Die Idee, dass die kleine ihrem Bruder ein Geschenk mitgebracht hat is wirklich zauberhaft ! 🙂

  • Juli
    Dezember 11, 2015

    Ohhhh so schön hab richtig Gänsehaut bekommen beim Lesen 🙂

  • Juli
    Dezember 11, 2015

    Ohhhh so schön hab richtig Gänsehaut bekommen beim Lesen 🙂

  • Steffi
    Dezember 5, 2016

    Kim, du schreibst so schön! 🙂 und wie süß, die Idee mit dem Geschenk ??